Freitag, 21. Januar 2011

GEW macht sich für Entfristungsoffensive an Hochschulen stark

Neue Personalbedarfsstudie: 30.000 Wissenschaftler müssen bis 2025
eingestellt werden

Berlin - Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) setzt sich für
eine Entfristungsoffensive für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an
Hochschulen ein. Diese Schlussfolgerung zogen Vertreter der
Bildungsgewerkschaft aus einer neuen Studie der Berliner
Politikwissenschaftlerin Silke Gülker vom Wissenschaftszentrum Berlin für
Sozialforschung. "Auf die Hochschulen kommt ein enormer Einstellungsbedarf
an wissenschaftlichem Personal zu. Wir schlagen vor, dass der notwendige
Ausbau der Hochschulen mit einer Stabilisierung der
Beschäftigungsverhältnisse an den Hochschulen verbunden wird", erklärte das
für Hochschule und Forschung verantwortliche GEW-Vorstandsmitglied Andreas
Keller während einer Pressekonferenz am Freitag in Berlin.

Bis zu 30.000 Beschäftigte im wissenschaftlichen und künstlerischen Bereich,
davon gut 16.000 Professorinnen und Professoren, müssen die Hochschulen bis
2025 einstellen - allein um den Status quo der Betreuungsrelation von
Lehrenden und Studierenden zu halten. Zu diesem Ergebnis kommt Gülker in
ihrer im Auftrag der Max-Traeger-Stiftung erstellten Studie, die die GEW aus
Anlass ihres heutigen Follow-Up-Kongresses zum "Templiner Manifest"
vorstellte. Trotz des ab Mitte des Jahrzehnts erwarteten Rückgangs der
Studierendenzahlen geht Gülker von einem nachhaltigen Einstellungsbedarf an
Wissenschaftlern auch nach 2020 aus - insbesondere wenn die
Betreuungsrelation zwischen Lehrenden und Studierenden entsprechend der
Empfehlungen des Wissenschaftsrats verbessert wird.

Für die GEW sind diese Zahlen Rückenwind für das "Templiner Manifest", mit
dem sie sich für eine Reform der Karrierewege und Personalstruktur in der
Wissenschaft stark macht. "Die Hochschulen brauchen nicht nur mehr
Beschäftigte, sondern auch bessere Beschäftigung: durch mehr unbefristete
Arbeitsverhältnisse. Nur dann können sie dem Wissenschafts-Nachwuchs
berechenbare berufliche Perspektiven eröffnen, die Kontinuität und Qualität
von Forschung und Lehre sichern sowie im Wettbewerb um qualifizierte
Fachkräfte mit anderen Arbeitgebern bestehen - der Arbeitsplatz Hochschule
muss attraktiver werden", sagte Keller.

Die GEW wird die Beschäftigungsbedingungen des Personals an Hochschulen auch
in der Länder-Tarifrunde, die am 4. Februar beginnt, thematisieren. Noch
immer seien große Teile der Beschäftigten an Hochschulen aus dem
Geltungsbereich des Tarifvertrags der Länder (TV-L) ausgenommen, sagte das
für Angestellten- und Beamtenpolitik verantwortliche GEW-Vorstandsmitglied
Ilse Schaad. Sie drängte darauf, die Zusage des Verhandlungsführers der
Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL), Hartmut Möllring (CDU), aus der
Tarifrunde 2009, über den Geltungsbereich zu verhandeln, endlich umzusetzen.
Dabei gehe es um Lehrkräfte an Kunst- und Musikhochschulen,
wissenschaftliche Hilfskräfte und studentische Beschäftigte.

"Bei Abschluss des TV-L vor fünf Jahren haben die Tarifpartner die
Hochschulen auf einen verantwortungsvollen Umgang mit der Befristung
verpflichtet. Tatsächlich wurde die Befristungspraxis seitdem drastisch
ausgeweitet. Wir verlangen von den Arbeitgebern wirksame Gegenmaßnahmen",
betonte Schaad. Vor fünf Jahren seien auf einen unbefristet beschäftigten
wissenschaftlichen Angestellten an Hochschulen vier befristete gekommen.
Heute liege das Verhältnis bei eins zu sieben.

Info: Die von Dr. Silke Gülker (Wissenschaftszentrum Berlin für
Sozialforschung) erarbeitete Studie "Wissenschaftliches und künstlerisches
Personal an Hochschulen - Stand und Zukunftsbedarf" kann im Internet
heruntergeladen werden:
http://www.gew.de/Publikationen_Beschaeftigte_in_Hochschule_und_Forschung.ht
ml

Inzwischen wird das "Templiner Manifest" von mehr als 5.000
Unterzeichnerinnen und Unterzeichnern unterstützt. Als 5.000 Unterstützer
hat der Bürgermeister der Stadt Templin, Detlef Tabbert (DIE LINKE), das
Manifest heute aus Anlass des GEW-Kongresses in Berlin unterzeichnet. In
Templin hatte die GEW im September 2009 im Rahmen ihrer
Wissenschaftskonferenz "Traumjob Wissenschaft" das "Templiner Manifest"
verabschiedet.

Informationen zum "Templiner Manifest" für die Reform von Personalstruktur
und Berufswegen in Hochschule und Forschung vorgelegt zum heutigen Kongress
"Gute Forschung und Lehre - gute Arbeit: zwei Seiten einer Medaille" sind im
Internet verfügbar: www.templiner-manifest.de. Hier kann das Manifest auch
online unterzeichnet werden.

Ulf Rödde
GEW-Hauptvorstand
Pressesprecher und
verantw. Redakteur "E&W"
Reifenberger Str. 21
60489 Frankfurt
Tel.: 069/78973-114
Fax: 069/78973-202
www.gew.de

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