zwd Berlin (bod). Der Anteil der Studierenden, die daran zweifeln, erfolgreich die Hochschule zu absolvieren, hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Inzwischen fühlt sich jeder zweite Student und jede zweite Studentin von Stoffmenge und Prüfungsrythmus überfordert. Dies zeigt der neue Studierendensurvey der Bundesregierung, den Thomas Rachel (CDU), Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung, am 15. März in Berlin vorgestellt hat. Das Deutsche Studentenwerk (DSW) forderte von Bund und Ländern finanzielle Hilfe für den Ausbau studienbegleitender Beratungsangebote.
Über psychologische Beratungsstellen bieten die Studentenwerke Kurse zum Umgang mit Prüfungsangst, zum Zeit- und Stressmanagement bis hin zum wissenschaftlichen und kreativen Schreiben. „Genau diese Beratung haben wir in den vergangenen Jahren stark ausgebaut – allerdings ohne einen Cent zusätzlicher staatlicher Unterstützung“, kritisierte DSW-Präsident Professor Rolf Dobischat.
Aus Sicht der Studierenden haben die Anforderungen an Universitäten und Fachhochschulen stark zugenommen. Wie die Befragung vom Wintersemester 2009/2010 zeigt, haben vor allem Bachelor-Studierende Schwierigkeiten mit den Leistungsanforderungen. Bund, Länder und Hochschulen hätten bereits Maßnahmen ergriffen, um die Sorgen der StudentInnen abzubauen, betonte Staatssekretär Rachel bei der Vorstellung der Untersuchung. Mit dem Qualitätspakt Lehre würden bis 2020 rund zwei Milliarden Euro in die Hochschulen investiert. „Damit wollen wir die Erfolge der Bologna-Reformen sichern, intensivere Betreuung ermöglichen und zu mehr Studienerfolg beitragen", erläuterte Rachel.
Soziale Dimension vernachlässigt
Grünen und Linken gehen diese Maßnahmen allerdings nicht weit genug. „Die zaghaften Reparaturen an der Bologna-Reform sind auch ein Jahr nach den bundesweiten Studierendenprotesten nicht in den Hörsälen angekommen“, bemängelte Kai Gehring, hochschulpolitischer Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion. Zudem mache ein “Mini-Programm zur Lehrqualität” aus der “mageren Studienstrukturreform” noch lange keine Qualitätsreform. Jetzt räche sich, dass Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) die soziale Dimension der Reformen ignoriere, sagte Gehring.
Für die nächtse Sitzung der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz forderte er die Bildungsministerin auf, mit den Ländern eine Ausweitung des Hochschulpaktes um eine soziale Komponente zu beschließen.
Alarmsignale der Studierenden
Aus Sicht der Linken hat die Bologna-Reform einen Scherbenhaufen hinterlassen. Die Ergebnisse der Surveys seien ein deutliches Alarmsignal, warnte Nicole Gohlke, hochschulpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag. „Die Rechnung, je höher der Prüfungsdruck, desto besser das Studium, kann nicht aufgehen und tut es auch nicht“, erklärte Gohlke. Die Hochschulexpertin forderte deshalb ein Ende der Verschulung des Studiums und mehr Lehrpersonal an den Hochschulen. Dass immer weniger Studentinnen und Studenten einen Auslandsaufenthalt planten, zeige deutlich: „Internationale Mobilität war immer nur der Vorwand für eine faktische Bildungskürzung in Form von Bachelor und Master", so die Bilanz der Linken-Politikerin.
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