In der Zeit von 16-18 Uhr findet am Mittwoch, den 09.12.2009 im SFG 1040
ein Vortrag mit ausführlicher Diskussion zum Thema “Bildungsstreik 2009”
statt.
Hier der Ankündigungstext:
Zum Bildungsstreik 2009:
* Durch den Bologna-Prozess will der Staat den Dienst der Hochschulen an der
Standortkonkurrenz steigern.
* Der Bildungsstreik bestätigt den Politikern, dass ihre Reform
Effizienzmängel aufweist.
* Studierende als Testpersonal der Politik: Soll es das gewesen sein, was
der studentische Widerstand erreichen will?
Mit Pflichtstoff vollgestopfte Studienzeiten, Leistungsdruck,
Prüfungsstress, Selektion, Geldnöte: darüber beschweren sich derzeit
Studierende. Und warum ist das alles so?
*
Die Protestierenden haben Antworten: Der Staat reformiere die Hochschulen in
einem Sinne, der überhaupt nicht ihren Vorstellungen von Wissenschaft und
Ausbildung entspreche. Das mag schon sein. Aber nach welchen Zielen und
Maßstäben organisieren und reformieren der Staat und seine Rektoren/innen
denn Wissenschaft und Ausbildung stattdessen? Sie werden doch ihre eigenen
Ziele und Anliegen damit verfolgen.
*
Die Bildungspolitiker/ innen halten ihre Absichten ja gar nicht geheim:
„Wachstum“ auf und „Konkurrenzfähigkeit“ des „Standorts Deutschland“ sollen
mit dem Bologna-Prozess durch Forschung und studierte Berufsanwärter
vorangebracht werden; und dafür sei vor allem die Ausbildung zu
zeitaufwendig, zu teuer, zu ineffektiv. Was ist das eigentlich für ein
Programm? Vielleicht ist es zu leichtfertig abgetan, wenn manche
Streitschriften zum Bildungsstreik vermerken, das sei der unheilvolle
Einfluss der "Verwertungslogik" , der sich jetzt gegen die Bildungsziele im
staatlichen Hochschulbereich durchsetze. Was ist, wenn es genau um so etwas
auch dem Staat geht, der die „Marktwirtschaft“ organisiert und doch nicht
zufällig Milliarden in die Rettung des Finanzsystems steckt. Vielleicht
trifft die Vorstellung gar nicht zu, dass die „Wirtschaftlobby“ die
staatliche Bildungspolitik davon ablenkt, was „eigentlich“ ihre Aufgabe sei.
Vielleicht ist es nur eine Erfindung von Studierenden, die sich viel von der
Staatsmacht erwarten und weniger von der Geldmacht halten.
*
Studierende, die gerade die Erfahrung machen, wie unangenehm es ist, als
Ressource einer kapitalistischen Nation verplant und sortiert zu werden,
klagen bei der Bildungspolitik nichts anderes ein als mehr Berücksichtigung
ihrer Konkurrenzinteresse n: Mehr Geld für Bildung, für Personal und Räume,
für Bücher und Labore, damit sie besser können, was sie sollen, nämlich ihr
Studium zu Ende bringen. Diese Kritik an den Bologna-Prinzipien stößt auch
auf Zustimmung. Kein Wunder, denn sie greift kaum etwas anderes an, als was
der Bildungspolitik inzwischen selbst als „Übertreibung“ bei der
Durchsetzung ihrer Reform aufstößt. So werden die Protestler als „nützliche
Idioten“ der jüngst ausgerufenen Reform der Bologna-Reform vereinnahmt.
Sollte das alles gewesen sein, was der studentische Widerstand erreichen
will?
*
Um Wissenschaft und Bildung als Ressource für Staat und Kapital soll es
gehen auf der Diskussionsveransta ltung. Die Vorstellungen der
Protestierenden stehen dabei auch auf dem Prüfstand.
Zur Person:
FREERK HUISKEN Jahrgang 1941, Pädagogikstudium in Oldenburg, Tätigkeit als
Lehrer bis 1967, dann zweites Studium Pädagogik, Politik und Psychologie in
Erlangen-Nürnberg, 1971 Promotion. Seit 1971 Professur an der Universität
Bremen: Politische Ökonomie des Ausbildungssektors. Seit März 2006 im
Ruhestand.
Thema und Referenten finde ich spannend - wenn nichts dazwischenkommt, nehme ich teil und freue mich, wenn wir viele kritische Geister dort sein werden.
AntwortenLöschenCiao
Michael